Manaus

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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Flutwelle fortbewegt." - Kein Schiff war mehr zu sehen. In abgelegenen Buchten und Nebenflüssen hatten sie sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Als die Wassermassen sich verlaufen hatten, schwammen herausgerissene Bäume im Strom, an einer Stelle war ein Stück Ufer weggeschwemmt worden. Es trieb wie eine Insel stromab. Bäume und Buschwerk standen noch aufrecht in dem schwimmenden Erdreich.

Eine Großstadt mitten im Urwald

Wir sind in Etappen stromauf geflogen bis Manaus. Eine Großstadt mitten im Urwald! Da steht zum Beispiel ein Opernhaus, eins der größten der Welt. Aber nie ist darin wirklich Theater gespielt worden. Man hat es gebaut, als in Manaus alle Leute dem Goldrausch verfallen waren. Händeweise wurde das Gold ausgegeben. Tausende von Abenteurern kamen herbei. Aber eines Tages war die Herrlichkeit zu Ende. Dicht am Stadtrand beginnt der Urwald, aber das Holz wird durch Kohlenbrenner ausgebeutet. Sie verwüsten den Wald. Man muß tiefer ins Land vordringen, um in die "grüne Hölle" zu kommen. "Ja, es ist eine Hölle", sagte ein alter, heruntergekommener Italiener, mit dem wir abends in einem Gasthaus zusammensaßen. Auch er war einst Gold und Diamantensucher gewesen. "Schwer, schwer ist das Leben der Diamantensucher. Auch ich habe es versucht, weitab von hier, dort, wo das Land bergig ist.

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Nicht jeder hält es aus. Drei oder vier Leute arbeiten zusammen, ein Junge hilft und versorgt die Küche. Aber was für eine Küche! Drei Steine und ein Topf darauf - das ist alles. Ein paar Pflöcke, an denen die Habseligkeiten hängen, Schilf am Boden als Bett. Das wichtigste sind die Arbeitsgeräte. Die Wäscher stehen bis zu den Hüften im Wasser. Auf der Waschmulde werden die leichteren Teile herausgeschwemmt. 400 bis 500 Waschmulden am Tag! Stellen Sie sich vor, Senores", fuhr der Italiener fort, "halb im Wasser und von oben die erbarmungslose Sonne! Es gibt da auch noch Leute, die nach Diamanten tauchen. Ein Baumstamm wird übers Wasser gelegt, ein Balken mit Leitersprossen ins Wasser gestellt. An dem Stamm hängt ein Seil mit einem Korb.

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Der Taucher holt tief Luft, stürzt sich mit dem Korb ins Wasser, scharrt unter Wasser Geröll in den Korb, soviel er erraffen kann. Der Korb wird hochgezogen. Erschöpft klettert der Taucher an den Sprossen aus dem Wasser. - Carajo! Eine mörderische Arbeit! Am besten halten sie noch die Neger aus." - 

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Manaus, Opernhaus